Nachdem wir uns über den Arbeitsfarbraum in dem wir arbeiten wollen im Klaren sind, brauchen wir zuerst einen passenden Monitor. Grundsätzlich sind Office- oder Gamingmonitore wenig für die Bildbearbeitung geeignet. Ein Monitor hierfür braucht eine möglichst homogene Ausleuchtung über die gesamte Displayfläche bis in die Ecken und sollte blickwinkelstabil sein, sprich ein IPS Panel oder ähnliches besitzen. Bei den günstigen TN Panels, die in Monitoren verbaut sind, sehen die Farben je nach Blickwinkel anders aus, dies ist natürlich zu vermeiden.
Habt ihr Euch für einen sRGB Workflow entschieden solltet ihr einen Monitor wählen, der die oben genannten Anforderungen möglichst erfüllt und zudem eine hohe Abdeckung des sRGB Farbraums besitzt. Fällt die Entscheidung auf den AdobeRGB oder sogar ProPhoto RGB Farbraum solltet ihr entsprechend einen Monitor wählen der so gut wie alle Farben des AdobeRGB Farbraums darstellen kann. Diese Monitore werden als Wide Gamut Monitore bezeichnet.
Was ich hierbei noch erwähnen sollte ist die Tatsache, daß der beste Monitor, kalibriert und profiliert, nichts bringt, wenn die Fotos in einem Programm angezeigt/bearbeitet werden, welches kein Farbmanagement unterstützt. Hier müsst Ihr Euch im Zweifelsfall an den Hersteller wenden bzw. testen indem ihr ein Foto in einem Programm öffnet, das defintiv Farbmanagement unterstützt und dann die Anzeige mit dem anderen Programm vergleicht.
Da wir die Fotos am Monitor bearbeiten, hat die Monitorkalibrierung und -profilierung eine besondere Bedeutung, wenn hier etwas nicht stimmt, werden Eure Fotos „falsch“ bearbeitet, da ihr die Farben nicht beurteilen könnt.
Die Monitorkalibrierung und Monitorprofilierung wird oft verwechselt und gleichgesetzt, obwohl dies zwei komplett unterschiedliche Dinge sind, die wiederum im Zusammenspiel aber dafür sorgen, daß die Farben korrekt wiedergegeben werden. In der Kalibrierung werden im Monitor der Gammawert, die Helligkeit und die Farbtemperatur eingestellt (Dies kann u.U. auch per Software geschehen und an den Monitor übertragen werden). Bei den gebräuchlichen Arbeitsfarbräumen sRGB und AdobeRGB wir der Gammawert auf 2,2 und die Farbtemperatur auf 6500K eingestellt, die Helligkeit wird entsprechend der Umgebungshelligkeit bestimmt, hier gibt es keinen Richtwert. Es gibt auch Ansichten, daß die Farbtemperatur nichts mit dem Arbeitsfarbraum zu tun hat, sprich frei gewählt werden kann (im Normalfall zwischen 5000K und 6500K) in Abhängigkeit vom Umgebungslicht. Wie so vieles im Farbmanagement ist es ein bisschen eine Glaubenssache und für mich ist wichtig was zum Schluß (Druck) rauskommt und das sollte dem entsprechen, was ich auf dem Monitor bearbeitet habe. Ist das der Fall bin ich zufrieden, ist es nicht der Fall muß ich nachschauen, wo das Problem liegt und entsprechend nachbessern.
Nachdem wir den Monitor kalibriert haben, geht es an die Profilierung, was sich als recht simpel herausstellt. Zuerst braucht ihr hierzu ein Colorimeter mit entsprechender Software. Diese gibt es in zahlreichen Ausführungen im Fachhandel zu kaufen. Die Software wird gestartet und ihr folgt den Anweisungen und Hinweisen. Zum Schluß seht ihr am Monitor dann unter dem Colorimeter, das auf dem Monitor liegt Farben aufleuchten, die gemessen werden und zum Schluß als ICC Profil gespeichert werden. Ebenfalls seht ihr einen vorher/nachher Vergleich, was ganz interessant sein kann. Das entsprechende ICC Profil wird dann im Betriebssystem hinterlegt.
Nochmal ganz kurz zum besseren Verständnis zusammengefasst, da das wirklich wichtig ist: Die Kalibrierung findet direkt am/im Monitor statt, ob nun mit den Tasten im Monitormenü oder per Software ausgemessen und an den Monitor entsprechend übertragen. Diese Einstellungen haben immer Einfluß auf die Anzeige, egal ob ein Programm Farbmanagement unterstützt oder auch nicht. Bei der Profilierung werden durch das Colorimeter “Farbtafeln”, die durch die Software am Monitor angezeigt werden, zu einem Profil ausgemessen und als ICC Profil im Betriebssystem gespeichert. Diese werden dann einfach gesagt von Programmen genutzt, die Farbmanagement unterstützen, um die Farben möglichst korrekt anzuzeigen.
Bei der Monitorkalibrierung gibt es mehrere verschiedene Möglichkeiten, die je nachdem welche Software (die vom Colorimeter oder vom Monitorhersteller) und Hardware (Monitor mit oder ohne Unterstützung für Hardwarekalibrierung) sich etwas unterscheidet:
Die einfachste Form ist die reine Softwarekalibrierung. Hierbei werden in der Software, die dem Colorimeter beiliegt, die entsprechenden Werte festgelegt und dann ausgemessen werden. Beim Start des Betriebssystems werden diese Werte von der Profildatei in die LUT der Grafikkarte geladen (meist sieht man am Bildschirm kurz einen Hinweis) und im Normalfall erkennt man auch, daß sich die Farben geändert haben. Diese Form der Kalibrierung ist mit Sicherheit die häufigste (da günstigste) unter Hobbyfotografen, aber auch die schlechteste, da Tonwerte verloren gehen. Das kann sich je nach Bild durch Banding (=Treppchenbildung oder Farbstreifenbildung) bemerkbar machen.
Die zweite Möglichkeit ist die Einstellung am Monitor und in der LUT der Grafikkarte. Wenn Ihr die Einstellungen am Monitor für Gamma und Weißpunkt (Farbtemperatur) festlegen könnt, wäre diese Methode die nächstbessere. Ihr stellt diese Werte ein und kalibriert danach mit dem Colorimeter und der Software. Hier wird dann praktisch nur noch die Feineinstellung vorgenommen und ebenfalls bei Systemstart in die LUT der Grafikkarte geladen. Diese Methode ist aber nur zu empfehlen, wenn die LUT des Monitors mindestens mit 10 Bit pro Farbkanal arbeitet. Dies könnt ihr dem Datenblatt Eures Monitors oder beim Hersteller erfahren.
Weiter geht’s mit der Hardwarekalibrierung. Bei dieser Methode wird nichts in die LUT der Grafikkarte geschrieben sondern direkt in die Monitor LUT. Dadurch werden Fehlerquellen vermieden und eine hohe Qualität sichergestellt. Wollt ihr Euch einen Wide Gamut Monitor zulegen, empfehle ich einen auszusuchen, der Hardwarekalibrierung unterstützt. Bei der Hardwarekalibrierung ist es erforderlich mit der Software des Monitorherstellers zu arbeiten, da sonst nichts an die Monitor LUT übertragen werden kann. Bei den meisten Herstellern wird hierbei ein gebräuchliches Colorimeter wie bei der Softwarekalibrierung verwendet. Ihr solltet als vor der Anschaffung die Kompatibilität prüfen. Der Vollständigkeit halber will ich noch erwähnen, daß hier keine Kalibrierungsdaten ins ICC Profil geschrieben werden, da diese ja direkt in der Monitor LUT gespeichert sind.